Nicht nur in diesem Leben, Sondern in allen Weiteren

Eine junge Frau war am Anfang ihres Studiums, das sie in Literatur absolvieren wollte. Der Professor war kein anderer als Surya Malhotra, er hatte sehr strenge Anforderungen an die Schüler. Respekt, Disziplin, Organisation und Pünktlichkeit standen bei ihm an aller oberster Stelle. Leider war diese junge Frau genau das Gegenteil. Sie war chaotisch, tollpatschig und kam andauernd zu spät. An diesem Tag kam sie so kurz vor Seminarende, dass der Prof. Malhotra sie nicht mehr reinließ, damit sie ihr übles Vergehen überdenke. Die Schülerin war sauer und aufgebracht, so aufgebracht, sie rempelte einen Studenten im Gang an. Dieser balancierte auf einem Stapel Jura-Bücher eine kleine Kanne brühend heißen Tee und das dazugehörige Glas. Die Bücher fielen nach hinten auf den Boden, der schwarze Tee traf ihre weiße Hose und das kleine Glas zerbrach in tausend Stücke. Das war nicht ihre Absicht. Sie entschuldigte sich und er lud sie in die Mensa ein. Sie nahm die Einladung an, weil sie nicht wusste, wo sie sonst ihre Zeit vertreiben solle. Er erzählte ihr von seinen Sitten und Gebräuchen, dass er ursprünglich aus Indien kam, dass es dort üblich war, weiß bei einer Beerdigung anzuziehen und eine Blumenkette um das Bild des Verstorbenen zu hängen. Er redete alles, was ihm in den Sinn fiel. alles vertraute er ihr in den ersten Sekunden an. Ihm kam es so vor als kannte er war er ihr schon ein Mal begegnet. Sie vertraute ihm auch Vieles an, aber nicht zu viel, denn sie wollte bei ihm in Erinnerung bleiben. Sie sagte, dass sie Mona hieß. Am nächsten Tag ging Mona ganz pünktlich zu Prof. Malhotra. Der hatte sich ihre Arbeit nicht mal durchgelesen, weil er schon den Anfang widerwärtig fand, und gab ihr die schlechteste Note. Monas Text beschrieb intime, anzügliche Szenen zwischen zwei Schwulen. Der Prof. Malhotra war strenger Hindu und für ihn kam so eine Liebe gar nicht in Frage. Jede Begegnung mit Mona löste Wut in ihm aus. Das beruhte auf Gegenseitigkeit, auch Mona konnte ihn und seine strenge Art nicht leiden. Nach dem Unterricht fuhr Mona in die Stadt. Als wolle das Schicksal die beiden zusammenführen, traf sie wieder den Jungen vom Vortag, Rahul. Er Sprach sie an. Er wollte sie unbedingt mehr kennenlernen, mehr von ihr wissen. Er wollte alles wissen. Sie Zögerte. Es war ihr wichtig, die Eine zu sein und nicht eine von vielen. Also gab sie ihm keine Antwort und ging weiter. Rahul war verzweifelt.
Nun wartete er jeden Morgen vor der Uni auf Mona. Er wartete ein ganzes Jahr lang, dass sie mit ihm sprach. Mona lief immer an ihm vorbei. Am Tag vor den Sommerferien bat er sie erneut um ein Gespräch.

Er sagte: „Ich gebe ein Jahr meine Zeit jeden Tag für dich hin und du gibst mir immer und immer wieder keine Antwort. Aber denk nicht, dass ich aufhören werde. Sogar im nächsten Leben werde ich hier stehen und dich Jahrzehnte lang fragen, wenn es sein muss. Also, willst du mich kennenlernen?“
Sie zögerte. Dann gab sie ihm seine Chance. Sie verbrachten den ganzen Sommer zusammen, hatten Spaß. Sie fing an ihm mehr und mehr zu vertrauen, ließ sich auf ihn ein.
Er wollte sie seinen Eltern vorstellen. Sie brachte, wie es sich gehörte, ein Geschenk mit. Auch Mona war es wichtig, die Eltern kennenzulernen. Rahul hatte nicht viel über sie erzählt. Als sie rein kam, sah sie ihren Professor Malhotra. Mona konnte es nicht fassen, und Malhotra war genau so verärgert und sagte zu Rahul:,,In das Mädchen hast du dich unsterblich verliebt? Das soll die Frau werden, die dir in guten aber auch in schweren Tagen zur Seite steht?“
Rahul schwieg. Sein Schweigen verletzte Mona. Er sagte nichts, um sie zu verteidigen. Er wollte seinen Vater nicht beleidigen. Er hatte keine Antwort auf die Situation. Mona ging. Mona wollte von Rahul nichts mehr wissen. Sie bereute, was sie ihm anvertraut hatte, dass sie Zeit mit ihm verbracht hatte, sie bereute jedes einzelne Detail. Nach den Sommerferien suchte Rahul nach Mona. Er suchte in jedem Raum an der Universität. Keine Spur. Von den anderen Studenten erfuhr er, Mona war weggezogen. Er wusste nicht wohin. Er setze sich ins Flugzeug und suchte 5 Jahre nach ihr. Er war fast überall in der Welt herumgekommen mit dem Ziel, Mona zu finden. Schließlich ließ er sich in New York nieder, kaufte ein Appartement und Arbeitete als Anwalt in einer Riesigen Kanzlei.
Rahul lebte ohne Lebensfreude. Es war so lange her, dass er mal gelacht hatte, ihm war klar, nur Mona konnte seine Lebensfreude zurückbringen.
Er ging zur Arbeit und hatte einen Scheidungsfall. Er sollte zwischen den Ehepartnern die Anteile an der Wohnung und den Wertsachen gerecht aufteilen. Als die beiden rein kamen, war er überwältigt. Denn es kam Mona herein, die sich von ihrem Mann schieden ließ und ein neues Leben anfangen wollte. Während sie die Verträge unterschrieben, hielt Rahul seinen Kopf gesenkt. Monas Exmann ging zuerst, Mona blieb noch, weil sie nicht mit ihm zusammen im Fahrstuhl fahren wollte. Sie hatte Rahul gar nicht erkannt. Rahul trug inzwischen einen Bart und kurze Haare. Außerdem hatte sie ihn nicht richtig angeguckt, so sehr war sie mit den Verträgen und der Enttäuschung über ihren Ex-Mann beschäftigt.

Rahul bot ihr ein Glas Wasser an und forderte sie auf sich noch Mal zu setzen. Mona dachte, etwas stimmte mit den Verträgen nicht. Endlich sagte Rahul, wer er war. Mona schossen Tränen in die Augen. Sie war still und er war auch für eine Kurze zeit still. Dann brachen einfach diese Worte aus ihm raus:
,,Ich habe nach dir gesucht – vergebens.
Ich habe gewartet auf die Heirat, weil nur du alleine meine Frau sein sollst.
Es gab keinen Tag, wo ich nicht an dich gedacht habe .
Ich werde alles für dich opfern und, wenn du mir nicht glaubst, dann sieh doch wie das Schicksal entschieden hat. Zufall nenne ich das nicht, dass wir beide in der Selben Stadt gelandet sind und du dich scheiden lässt.
Es war vorherbestimmt und das weißt du!
Nicht nur in diesem Leben, sondern in allen weiteren will ich dich zur Frau nehmen!“
Mona fing an zu weinen und sagte kein Ton. Rahul war es leid und verließ den Raum. Der Fall war für Rahul Beruflich und Privat erledigt. Um von dem ganzen Stress wegzukommen, ging er mit seinen Jungs feiern. Aber das Schicksal hat sich gedacht, dass es hier noch nicht vorbei sein konnte. Rahul war in dem selben Club, wo auch Mona versuchte den Stress zu vergessen. Diesmal warf er ihr nicht einen Blick zu, was ihr sehr Wehtat. Sie sah wie er tanzte, sie wurde sehr eifersüchtig, weil er mit seinem Tanzstil alle weiblichen Blicke auf sich zog, wie man bekanntlich weiß, können Inder sehr gut tanzen. Mona spührte, dass sie Rahul nie wirklich vergessen hatte. Es traf sie, dass jedes Mädchen ihn anguckte. Aber Mona war natürlich viel zu stolz, um das zuzugeben. Rahul warf seinen Stolz über Bord und forderte Mona zum Tanzen auf. Er sagte: „Lass uns einfach den Abend genießen und nicht weiter nachdenken, was morgen geschehen wird oder in der Vergangenheit geschehen ist.“
Sie tanzten die ganze Nacht. Am Morgen wagten sie den Neu-Anfang. Sie brauchten natürlich Zeit, um sich anzunähen. Rahul versprach Mona, dass er auf die Meinung seines Vaters scheißen würde und sein Segen für eine vollkommene Liebe nicht benötigte. Im Indischen spielt der Segen des Vaters eine wichtige Rolle, um ein glückliches Leben mit dem jeweiligen Ehepartner zu führen, er wollte den Versuch, den Vater zu überzeugen nicht ungewollt lassen. Er bat seinen Vater nach New York einzureisen. Er bat ihn genau an Monas und Rahuls Einjährigem. Er war sichtlich nervös, als seine Eltern ankamen. Er präsentierte ihnen sein neues Haus, in dem er mit Mona eingezogen war. Surya Malhotra betrat den Raum und es war sofort eine eklige Kälte spürbar.

Er empfing Mona wie erwartet mit einem herablassenden Blick und fragte sie, was sie erreicht hatte. Sie antwortete selbstbewusst: „Ja, ich hab sogar sehr viel erreicht. Ich bin Autorin, schreibe, was das Zeug hält, gehe an jedem beliebigen Ort, der mir gefällt und entfalte meine Leidenschaft zum Schreiben. Drei Mal können sie raten, was ich schreibe?“
„Kann ich mir schon denken.“ Wie erwartet gab der Vater seinen Segen nicht und stolzierte aus dem Haus. Er ließ seine widerwärtige Kälte zurück. Mona und Rahul lebten trotzdem glückliche 10 Jahre zusammen. Sie liebten die Gegensätze an aneinander, dass sie sich gegenseitig unterstützen auch wenn sie ganz verschiedene Persönlichkeiten hatten. Obwohl sie keine Kinder bekamen oder der Kontakt zu seinem Eltern nicht der beste war. Rahul war so froh, eine Frau an der Seite zu haben, die das Leben sinnvoll machte. Mona war gerade in Australien, weil sie ein neues Buch schrieb, als der Anruf von Rahul kam, dass sie schnellstmöglich ohne zu fragen, bitte sofort nach New York kommen sollte. Sie machte sich ohne zu Zögern auf den Weg. Als Rahul sie zum Arzt mitnahm, ahnte sie schon Schlimmes. Rahul ließ den Arzt sprechen, was er nicht über seine Lippen brachte. Rahul hatte Krebs im Endstadium. Mona versuchte Rahul die beste Zeit zu schenken, die er noch hatte. Sie wussten nicht wie viel Zeit, aber das war in dem Fall auch besser. So dachten sie nicht darüber nach und genossen einfach jeden Tag als wäre er der Letzte. Mona und Rahul ließen ihre Arbeit nieder und lebten aus ihren Ersparnissen. Rahul machte sich Sorgen, was aus Mona werden sollte, wenn er nicht mehr da war.
Wer sie beschützen sollte?
Wer ihren Rücken stärken und hinter ihr stehen?
Diese Fragen schossen ihm durch den Kopf und noch vieles mehr. Als es ihm so schlecht ging, dass er ins Krankenhaus eingeliefert wurde, rief Mona seine Eltern an. Die waren noch am selbem Abend vor Ort. Rahul bat jeden einzelt herein, als aller ERSTES seinen Vater. Er wischte die Tränen seines Vater weg und sagte ihm: „Dein Segen hätte gereicht. Sieh was du angerichtet hast. Sorge dafür, dass meiner Frau gut geht! Gebe ihr das Gefühl zur Familie zu gehören, die Tochter des Hauses zu sein! Erfülle mir diesen Wunsch!“
Der Vater umarmte seinen Sohn, „alles, was du willst,“ und hatte bittere Schuldgefühle. Als ZWEITES bat Rahul seine Mutter rein. Er fragte sie, wieso sie all die Jahre geschwiegen und nicht ihre eigene Meinung zum Ausdruck gebrachte hatte. Er sagte ihr auch, Mama sei stark. Ihr Frauen habt es verdient, dass ihr angehört werdet, denn eure Stimme kann den stärksten Mann bezwingen. Der Mutter schossen Tränen in den Augen. „Ja mein Sohn, du hast Recht.“ Sie umarmte ihn mit all der Liebe, die in ihr steckte. Als LETZTES bat er Mona herein.

„Ich könnte jetzt so viel zum Abschied sagen, aber das würde nicht reichen. Du bist die Frau, die immer an meiner Seite stehen wird. Dieses Leben sollte nur eine Kostprobe werden. Aber, wie gesagt, nicht nur in diesem Leben, sondern in allen weiteren nehme ich dich zur Frau.“ Mit dem Satz endete sein letzter Atemzug und er starb mit Stolz und Würde in Monas Armen.
Bei seiner Beerdigung legte Mona einen Blumenkranz um das Bild ihres verstorbenen Mannes und hielt ihre Rede:
„Rahul brachte mir viel bei. Aus ihm schöpfte ich Kraft,Mut und Stolz.
Er hat mir nie das Gefühl gegeben, dass ich es in seinen Augen zu nichts bringe. Genau im Gegenteil, er glaubte jeden Tag mehr an mich.
Ich habe mich ein Mal von Rahul getrennt, aber das Schicksal hat uns wieder zusammengeführt, auch wenn es gedauert hat. Jetzt reißt es uns wieder auseinander. Aber da muss ich sagen, das wird nicht gelingen.

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